So geben Sie als Führungskraft wirkungsvolle Impulse statt Widerstand erzeugende Anweisungen
Mit Sprache kann man eine ganze Menge bewirken. Dies gilt besonders für den Arbeitsalltag und die Kommunikation zwischen Führungskraft und Team. Karrierecoach Martin Wehrle hat uns einige Tipps verraten, mit denen Sie bei Ihrem Team punkten anstatt abzublitzen.
„Die primitivste Form, einen Menschen anzuweisen, ist der Befehl. Indem Sie sagen, was jemand tun soll, erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass sie oder er keine Lust mehr darauf hat“, so Wehrle.
Wie können Sie nun aber mit Ihrem Team kommunizieren, ohne dass Sie Ihr Gegenüber in einen muss-Modus bringen? Wie schaffen Sie es mittels Sprache keinen Gegendruck zu erzeugen, sondern vielmehr den eigenen inneren Wunsch die Anweisungen umzusetzen?
„Ich arbeite im Coaching oft mit hypnotischen Sprachmustern. Die Menschen bekommen keine Befehle, sondern kleine Impulse, die den Wunsch in ihnen selbst wecken. Diese Sprachmuster sind auch bestens für die Führungskraft geeignet“, erklärt Wehrle.
Starke Einstiege für Ihre Kommunikation
Wehrle favorisiert drei hypnotische Sprachmuster: Der „Ich frage mich“-Einstieg, das eingebettete Kommando und die Vorannahme. Je nach Situation und gewünschter Reaktion helfen Ihnen diese Sprachmuster, die richtigen Impulse bei Ihrem Team zu setzen.
Nehmen wir an, Sie möchten von einem Mitarbeitenden, dass er eine neue Pflegetechnik anwendet. In diesem Fall könnten Sie folgendes sagen: „Ich frage mich, was Sie erleben, wenn Sie die neue Pflegetechnik in der nächsten Woche bei Herrn Meier einmal testen?“
Durch das Anwenden des ersten hypnotischen Sprachmusters, haben Sie Ihren Mitarbeitenden nicht direkt aufgefordert etwas zu tun. Vielmehr haben Sie ihm einen Wunsch in den Kopf gesetzt, ohne dass der Mitarbeitende mit Gegendruck reagieren wird.
„’Ich frage mich’ ist ein starker Einstieg, der in der Führung noch viel zu selten verwendet wird“, so Wehrle.
Doch auch die zweite Variante der Sprachmuster scheint eine interessante Möglichkeit, die Mitarbeitenden ohne den Aufbau von psychischem Druck zu führen. Statt einen Menschen aufzufordern, etwas zu tun, verneinen Sie diese Forderung ausdrücklich – aber sprechen Sie dennoch aus. Zum Beispiel so: „Ich werde Sie nicht auffordern, das Gespräch mit den Angehörigen noch diese Woche zu führen, aber vielleicht gelingt es Ihnen ja bis nächsten Freitag – der Patient würde sehr davon profitieren.“
„So nehmen Sie Druck vom Mitarbeitenden und lassen ihm Raum, den er mit seinem eigenen Engagement füllen kann“, erklärt Wehrle.
Sobald Sie das dritte Sprachmuster, die Vorannahme, anwenden, setzen Sie etwas voraus, dass laut Wehrle „für den Erfolg günstig ist […]“. Geht es also zum Beispiel darum, den Mitarbeitenden für ein Projekt zu motivieren und so wesentlich das Gelingen des Projekts zu begünstigen, wäre folgende Formulierung zielführend:
„’Mit welchen Strategien waren Sie bei Ihren vergangenen Projekten erfolgreich? ’ Wer auf diese Frage antwortet, geht erstens vom Erfolg aus […] und zweitens geht er davon aus, Strategien verwendet zu haben,“ beschreibt Wehrle. „Und weil er danach sucht, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass er welche findet – und diese Ressourcen auch jetzt wieder anwenden kann.“
Den Zauber der hypnotischen Sprache – so nennt Martin Wehrle die beschriebenen Phänomene, welche mit der Anwendung der drei Sprachmuster einhergehen. Wir finden, ein großartiger Führungsansatz, der auf alle Fälle in Ihren Führungskompetenzen-Koffer gehört!
Bei unserem ersten bima FACHTAG im September 2019 haben wir mit Führungskräften bereits darüber gefachsimpelt und angeregt es einfach mal mit diesen Sprachmustern zu probieren. Denn wir stellen uns die Frage, was Führungskräfte erleben, wenn sie sich den Zauber der hypnotischen Sprache zu eigen machen.
Foto: A. Heeger
Unser bima EXPERTE Martin Wehrle ist Karrierecoach, Coachausbilder mit eigener Akademie in Hamburg und Autor. Seine Bücher sind rund um den Globus erschienen und haben entscheidende Debatten über die Arbeitskultur angeregt.
In unserer Rubrik bima EXPERTEN lassen wir regelmäßig externe Experten zu Wort kommen und versorgen Sie mit frischem Input für Ihren Arbeitsalltag.