Die ambulante Pflege erlebt Patienten mit Angst und Unsicherheiten. Hier sind es die Pflegenden, von denen die Gefahr ausgehen kann. Patienten und Angehörige sagen ab, um sich vor dem unsichtbaren Virus zu schützen. Einige Patienten melden die hauswirtschaftliche Betreuung ab. Einige stornieren pflegerische Leistungen. Die Behandlungspflege findet statt, nur selten kommt es hier zur Eigenübernahme.

Wir stellen uns die Frage: Was kann passieren, wenn Patienten auf diese Leistungen verzichten, die noch bis vor wenigen Wochen wichtig, berechtigt und notwendig waren?

 

Die Hauswirtschaft

Nichts wird passieren, wenn weniger oft der Staubwedel geschwungen wird und der Staubsauger seltener jault. Werden Bad und Küche nicht gereinigt, Betten nicht bezogen, Geschirr nicht gespült, Wäsche nicht gewaschen, der Müll nicht entsorgt, dann sieht es anders aus. Das alles ist eine Frage der Zeit! Dauert es länger, dann kann was passieren, was man im extremsten Fall Verwahrlosung nennt.

Gut sieht es aus, wenn das ein oder andere von Angehörigen übernommen werden kann.

Und wenn keine Angehörigen da sind, dann sieht es gut aus, wenn Hauswirtschafter dem Klienten ein sicheres Gefühl geben können. Wenn sie mit Mundschutz, mit Handschuhen und mit Händedesinfektionsmittel ausgestattet sind. Wenn sie bei offenem Fenster arbeiten und auf den erforderlichen Sicherheitsabstand zu den im Haushalt befindlichen Personen achten. Oder darauf Wert legen, sich nicht zur selben Zeit im gleichen Zimmer zu befinden.

Tipp

Halten Sie telefonischen Kontakt zur Ihren Klienten. Prüfen Sie, wer zwischenzeitlich die Arbeit übernimmt. Stellen Sie die richtigen Fragen, wenn Sie merken die Antwort der Klienten wird dünn. Haken Sie geschickt nach, um herauszufinden, was wirklich Sache ist. Geben Sie Sicherheit und bieten Sie Ihre Leistungen, vielleicht auch im veränderten Umfang an.

Und: Nehmen Sie auch mit den Klienten regelmäßig Kontakt auf, die Ihre Leistung vorläufig abgesagt haben, weil diese von Angehörigen übernommen wird. Prüfen Sie, ob das immer noch so ist. Fragen Sie nach, wie die Unterstützung der Angehörigen aussieht. Hören Sie aufmerksam zu! Klinken Sie sich an der richtigen Stelle ein, wenn Sie merken, dass die Antwort ausweichend ist.

Die Pflege

Körperpflege, Prophylaxen, Krankenbeobachtung, Lagerung, Mobilisation, Essen und Trinken und Gespräche führen … Viel kann passieren, wenn das ausschließlich in die Hand von Laien gegeben wird. Welcher Laie kann schon einen roten Fleck von einem Dekubitus unterscheiden. Welcher Laie weiß genau, welche Körperstellen gefährdet sind? Welcher Laie beherrscht die Regeln einer fachgerechten Lagerung bei Immobilität? Welcher Laie kann gute Gespräche führen? Welcher Laie hat die notwendige Geduld, immer dem Gleichen zuzuhören? Welcher Laie weiß, was man bei Ödemen macht? Welcher Laie erkennt exsikkotische Hautveränderungen und was man dagegen unternimmt? Welcher Laie kennt die Kniffe und Tricks beim Wechsel von Inkontinenzmaterial? Welcher Laie kann seinen Angehörigen im Bett schonend bewegen? Welcher Laie kann …

Bestimmt fallen Ihnen noch viele Fragen ein. Gut ist es, wenn Sie viele dieser Fragen so beantworten können: Der Sohn von Frau Müller, der kann das. Der kennt sich aus. Und wenn er Fragen hat, dann ruft er bei uns an.

Nicht gut ist es, wenn all diese Fragen offenbleiben. Wenn Der Sohn von Frau Meier keine Ahnung hat, wenn er sich selbst überschätzt und denkt, dass bisschen Pflege ist ein Kinderspiel.

Tipp

Unterschätzen Sie nicht die Gefahren der Übernahme von pflegerischen Leistungen durch Angehörige. Auch wenn Sie gut nachvollziehen können, dass Ihre Patienten sich nicht anstecken wollen und auf „Nummer sicher gehen“. Auch wenn Sie die Entscheidung von Patienten respektieren. Pflegefehler und Unachtsamkeit können fatale Folgen haben. 

Deshalb bleiben Sie im Kontakt mit Ihren Patienten. Fragen Sie genau nach und hören Sie gut hin! Stellen Sie Fragen, wo Sie in der Patientenversorgung Risiken vermuten. Kommen Sie mit Ihren Fragen auf den Punkt! Lassen Sie sich von den Angehörigen berichten, was gut läuft und wobei es Schwierigkeiten gibt. Lassen Sie die Angehörigen erzählen, wie sie pflegerische Interventionen verrichten. Geben Sie Tipps und Hinweise! Holen Sie sich von Patienten das Feedback ein. 

Vielleicht haben Sie auch den ein oder anderen pfiffigen Mitarbeiter in Ihrem Team, der Sie bei diesen Telefonaten unterstützen kann. Weil er beispielsweise einen guten Draht zu dem Patienten oder seinen Angehörigen hat. Weil er genau weiß, wo die „Gefahren“ lauern und diese gezielt und dennoch sensibel anspricht.

So reißt die Verbindung zu Ihren Patienten und deren Familien nicht ab. Das schätzen viele Menschen und diese Menschen werden darüber sprechen, wie verantwortungsvoll Sie in der Corona-Zeit handeln. 

Wenn das Pflegende hören, dann können Sie ein Magnet für neue Mitarbeiter werden und die, die schon bei Ihnen an Bord sind, halten. Halten, weil Sie einen Plan haben und für Ihre Patienten da sind, auch für die, die momentan auf professionelle Pflegeleistungen verzichten, obwohl sie diese brauchen.

Nehmen Sie auch während dieser besonderen Umstände jederzeit per Telefon oder per E-Mail Kontakt mit uns auf. Alle Kontaktdaten finden Sie hier.