So geben Sie Mitarbeitenden durch nur ein Wort eine neue Perspektive, anstatt sie vor den Kopf zu stoßen
Führungskräfte tragen im Arbeitsalltag sehr viel Verantwortung. Es gilt Entscheidungen zu treffen, Situationen zu bewerten und abzuwägen. Das Unternehmen soll entsprechend der internen Richtlinien geführt und sowohl nach außen, als auch nach innen hin angemessen repräsentiert werden. Doch es ist vor allem die direkte Kommunikation mit den Mitarbeitenden, die die Führungskräfte immer wieder auf die Probe stellt.
Bestimmt kennen Sie diese Situation auch: Ein Mitarbeiter kommt zu Ihnen mit einem Anliegen, dass sie als Führungskraft leider ablehnen müssen. Was sagen Sie also zu ihm?
Höchstwahrscheinlich wird der Mitarbeiter von Ihnen direkt ein Nein gepaart mit einer Erklärung, warum Sie sein Anliegen nicht bewilligen können, zu hören kriegen. Das sorgt bei dem Mitarbeiter natürlich für jede Menge Frust und resultiert eventuell sogar in einer Gegenreaktion, wie z.B. der Minimierung seiner Arbeitsleistungen oder einem Krankenschein.
Eine Situation, die für beide Seiten unschön ist und laut Karrierecoach Martin Wehrle ganz einfach vermieden werden kann.
„Im Coaching hat sich die Regel bewährt: Sag nicht einfach Nein zu deinem Klienten – sondern leg offen, an welche Bedingungen ein Ja geknüpft wäre. Diese Methode lässt sich in den Führungskontext übertragen…“, so Wehrle.
Nicht alle Türen schließen, sondern eine neue öffnen
Es geht also darum, vor einem finalen ‚Nein’ erst noch einmal in sich zu gehen und genau zu überlegen, was geschehen müsste, damit man am Ende doch noch eine Zusage erteilen kann. Das Zauberwort in dieser Situation lautet hier ‚sobald’.
Wenn also das Anliegen unseres Mitarbeiters z.B. eine Urlaubsanfrage war und die Personaldecke eine Urlaubszusage momentan aber nicht zulassen würde, könnte die Antwort laut Wehrle anstatt des Neins in etwa so lauten:
„Sobald du mir einen Weg aufzeigen kannst, wie sich deine Arbeit [in deiner Abwesenheit] delegieren lässt, [ist der Urlaub kein Problem].“ Weiterhin beschreibt Wehrle: „Eine solche Antwort kitzelt die Eigenverantwortung wach, und viele Führungskräfte sind über den Effekt erstaunt: Oft organisieren sich die Mitarbeiter untereinander und planen um, sodass am Ende doch noch ein Ja ohne Bauchschmerzen möglich ist.“
Quasi eine Win-win Situation: Der Mitarbeiter wird von der Führungskraft nicht vor den Kopf gestoßen, sondern hat die Möglichkeit sein Anliegen, unter Beachtung der Bedingungen, doch noch durchzusetzen. Die Führungskraft fällt bei dem Mitarbeiter nicht gleich in Ungnade, sondern signalisiert, dass seine Anliegen ernstgenommen werden. Eine einfache Strategie, um Frustration auf beiden Seiten vorzubeugen.
Positiv Nein sagen – aber mit Bedacht!
Wer seinen Mitarbeitenden mit der eben genannten Methode begegnet, wird sich über entspanntere Kommunikationssituationen freuen können. Gleichzeitig sollten Führungskräfte aber unbedingt darauf achten, durch das positive Neinsagen nicht zu einer Mogelpackung zu werden.
„Das ‚Sobald’ darf nicht als rhetorische Masche missbraucht werden. Eine Führungskraft muss zu ihrem Wort stehen, wenn die definierten Voraussetzungen eingetreten sind“, erklärt Wehrle.
Nehmen Sie die Anliegen Ihrer Mitarbeitenden auf und überlegen Sie vor Ihrer finalen Antwort, ob diese Anliegen unter bestimmten Bedingungen machbar wären. Holen Sie Ihre Mitarbeitenden mit ins Boot und erläutern diese Bedingungen. Haben Ihre Mitarbeitenden die gestellten Bedingungen erfüllt, sind Sie am Zug. Halten Sie Ihr Wort und bewilligen Sie die entsprechenden Anliegen.
So zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden, dass Sie authentisch und verlässlich sind. Und ganz nebenbei stärken Sie durch diesen Führungsstil, die positive Beziehung zu Ihrem Team.
Foto: A. Heeger
Unser bima EXPERTE Martin Wehrle ist Karrierecoach, Coachausbilder mit eigener Akademie in Hamburg und Autor. Seine Bücher sind rund um den Globus erschienen und haben entscheidende Debatten über die Arbeitskultur angeregt.
Diesen und weitere Führungsstile werden wir bei unserem bima FACHTAG im geschützten Rahmen genauer unter die Lupe nehmen. Unter dem Thema „LEADER statt BOSS 2.0 – die Coaching-Werkstatt“ zeigen wir Ihnen praxisnah verschiedene Führungstools zum Ausprobieren. Jetzt anmelden >